TCPA - Fluch oder Segen?

01.05.2003 Nach dem Anschlag auf das World Trade Center hat das Thema Sicherheit an Gewicht gewonnen, auch in Bezug auf Computer. Die zunehmende elektronische Vernetzung hat nicht nur Vorteile gebracht, sie hat unsere Rechner auch verwundbarer für Viren gemacht, lässt unsere Email-Boxen von Spam überquillen und Sicherheitslücken bieten immer wieder Angriffsflächen, die die Sicherheit unserer Daten und unsere Privatsphäre bedrohen. Kaum werden Sicherheitslücken in der Software von den Herstellern geschlossen, tauchen auch schon neue auf, 100%-ige Sicherheit wird es da wohl nie geben. Aber mit TCP, der Trusted Computing Platform, soll alles anders werden: die Hardware soll prüfen, ob die Software sicher ist.

Against TCPA - Don't let them take YOUR RIGHTS!
Initiative gegen TCPA: againsttcpa.com

In der TCPA, der Trusted Computing Platform Alliance, haben sich führende Hersteller von Soft- und Hardware zusammengeschlossen, darunter die jeweiligen Marktführer Intel und Microsoft. Um nun die heißersehnte 100%-ige Sicherheit von Computern zu erreichen, muss jegliche Software weltweit als sicher lizensiert werden. Der sogenannte Fritz-Chip soll dann verhindern, dass nicht-lizensierte Software auf dem Rechner überhaupt erst gestartet werden kann. Ziel sind die "vertrauenswürdigen Computer", und zwar weltweit, Ausnahmen wird es nach einer gewissen Zeit nicht mehr geben. Voraussetzung ist, dass alle relevanten Hersteller den Fritz-Chip in ihre Hardware einbauen, und genau dies scheint inzwischen Realität zu werden. Schöne neue Welt der Sicherheit?

Natürlich gibt es einen gewaltigen Haken: wer bestimmt eigentlich, welche Software als "sicher" lizensiert wird oder nicht? Bei der TCPA handelt es sich keineswegs um eine demokratisch gewählte Gesellschaft, sondern um eine Allianz von Unternehmen, die vor allem ihr eigenes Wohl im Auge haben, und das muss keineswegs identisch sein mit dem Wohl ihrer Kunden. Es ist vielmehr zu erwarten, dass die Machtkonzentration im Soft- und Hardwarebereich vor allem von Microsoft und Intel noch größere Ausmaße annimmt. Diejenigen, die bestimmen, was für Programme auf unseren Rechnern laufen dürfen oder nicht, werden auch an gesellschaftlicher Macht enorm gewinnen, denn Rechner unterschiedlichster Größe erlangen eine stetig wachsende Bedeutung in unsserem Alltag. Die weitreichenden Konsequenzen werden ausführlich in den FAQ von Ross Anderson (deutsche Übersetzung) behandelt.

PS: Es ist mehr Zufall, dass ich diese Webnotiz zum Tag der Arbeit schreibe, aber es schadet nicht, in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass Kartelle wie das der TCPA auf Dauer den Wettbewerb zerstören und infolgedessen auch massiv Arbeitsplätze vernichten.