Aussagekraft von Browser-Statistiken

07.01.2004 Traue keiner Statistik, die du nicht selbst erstellt hast - Dieser Spruch hat seine Gültigkeit sicher auch für Browser Statistiken. Bei der Frage, mit welchen Browser Versionen man seine eigenen Webseiten testet, ist wohl vor allem die Auswertung der eigenen Logfiles hilfreich. Sind eigene Daten aber nicht oder nur im geringen Umfang vorhanden, greift man auf allgemeine Statisiken wie z.B. die von WebHits zurück. Dabei ist freilich zu berücksichtigen, dass sich die dort wiedergegebenen allgemeinen Zahlen nicht immer 1 zu 1 auf die Zielgruppe der eigenen Website übertragen lassen. Die Browser-Statistik für meine Websites zeigt z.B. einen relativ hohen Anteil an Opera und Mozilla Usern an (eigene Zugriffe sind ausgefiltert).

Sowohl bei eigenen als auch bei fremden Browser-Statistiken stellt sich überdies die Frage, wie genau die Zahlen die realen Verhältnisse wiedergeben. Die Identifizierung von Browsern ist bei der Auswertung der sogenannten User Agents, die bei einer Anfrage des Clients an den Server mitgeteilt werden, nicht immer ganz einfach. Verwirrend ist auf den ersten Blick, dass ein Großteil der Browser sich als Mozilla ausgibt. Mozilla ist dabei allerdings nichts weiter als die Browserkennung des Netscape Navigator bis einschließlich Version 4:

Mozilla/4.78 [de] (Windows NT 5.0; U)

- Netscape 4.78 auf Windows 2000

Da Netscape in der zweiten Hälfte der Neunziger Jahre eine marktbeherrschende Stellung innehatte, gab sich der damalige Newcomer Internet Explorer als Netscape kompatibler Browser aus, und behielt diese Kennzeichnung auch dann noch bei, als er selbst längst Marktführer unter den Browsern geworden ist:

Mozilla/4.0 (compatible; MSIE 6.0; Windows NT 5.0)

- Microsoft Internet Explorer 6.0 - kompatibel mit Netscape 4.0 - auf Windows 2000

Während diese beiden Browser von allen gängigen Analyse-Tools korrekt identifiziert werden, werden der Gecko-Browser Mozilla und seine Abkömmlinge (Netscape 6/7, Firebird, Galeon etc.) in manchen Statistiken fälschlicherweise als Netscape 5 aufgeführt, den es aber nie gegeben hat (AOL/Netscape hatte die Entwicklung dieser Version eingestellt). Der Grund für die Identifizierung der Gecko Browser als Netscape 5 ist, dass diese die Kennung Mozilla/5.0 für sich in Beschlag genommen haben, welche dann analog zur Kennung älterer Netscape Browser interpretiert wird:

Mozilla/5.0 (Windows; U; Windows NT 5.0; de-DE; rv:1.0.1) Gecko/20020823 Netscape/7.0

- falsch: Netscape 5
- richtig: Netscape 7, basierend auf Mozilla-Gecko 1.01; Betriebssystem: Windows 2000

Der Browser Opera hat zwar seine eigene Kennung:

Opera/7.11 (Windows NT 5.1; U) [de]

- Opera 7.11 auf Windows XP

der User Agent von Opera kann allerdings verstellt werden, um es den Usern zu ermöglichen mit ihrem Browser auch Webseiten aufzurufen, die diesen ansonsten mittels Browserweiche aussperren:

Mozilla/4.0 (compatible; MSIE 6.0; Windows 95) Opera 7.23 [en]

- Opera 7.23, der sich als Internet Explorer 6.0 auf Windows 95 ausgibt.

Nach Auswertung meiner eigenen Logfiles geben sich ca. 80% der Opera Browser als Internet Explorer aus - d.h. bei einer schlampigen Auswertung wird nur jeder fünfte Opera für die Statistik gezählt.

Konqueror (Linux) und Safari (Mac OS) geben sich derweil als Gecko-Browser aus, obwohl sie nicht auf der Browser Engine Gecko, sondern der von KHTML aufsetzen:

Mozilla/5.0 (Macintosh; U; PPC Mac OS X; de-de) AppleWebKit/103u (KHTML, like Gecko) Safari/100.1

- Safari 100.1 auf Mac OS X

Der Safari Browser ist noch recht jung, und so muss man damit rechnen, dass sein Anteil in vielen Statistiken noch in den Zahlen für die Gecko-Browser enthalten ist - WebHits z.B. ist erst dieser Tage dazu übergegangen, Safari gesondert aufzuführen.

Aber nicht nur die Kennungen der Browser selbst verwirren manche Analyse-Programme, sondern auch die User Agents diverser Suchmaschinen-Bots und Grabber. Firefly von Fireball gibt sich beispielsweise als Internet Explorer zu erkennen, der kompatibel ist zu Firefly:

Firefly/1.0 (compatible; Mozilla 4.0; MSIE 5.5)

Slurp, Spider der Suchmaschine Inktomi (im Besitz von Yahoo, beliefert MSN mit Suchergebnissen), durchsucht die Websites dagegen unter der Flagge Mozillas:

Mozilla/5.0 (Slurp/si; slurp@inktomi.com; http://www.inktomi.com/slurp.html)

Die Webstatistik von 1und1 hat mir an manchen Tagen für meine Webseiten verdächtig hohe Anteile für Mozilla angezeigt. Wie sich bei einem Blick in meine Logfiles heraussstellte, war zu diesen Zeiten der Bot Slurp besonders aktiv.

Weitere Informationen zum Thema: Browser-Kennungen