Wem nutzen die Links?

01.06.2003 Die Möglichkeit, Inhalte mittels Verknüpfungen, engl. Links, miteinander zu verbinden, war sicherlich ein Grund für den Erfolg des nun zwölfeinhalb Jahre alten World Wide Web. Heute haben wir uns längst an die Links gewohnt, mit deren Hilfe wir von einer Textstelle zur anderen, von einer Seite zur nächsten oder auch von Website zu Website springen können. Um wieviel mühseeliger ist es, in Büchern zu blättern, um die Stelle zu finden, auf die verwiesen wurde, ganz zu schweigen von Verweisen auf andere Bücher, in deren Besitz wir gar nicht sind.

Die ursprüngliche Funktion von Links ist es, Textstellen, die inhaltlich zusammengehören, miteinander zu verbinden - zum Nutzen der Leser, bzw. der Internet-User. Darüberhinaus gibt es noch andere Faktoren, die mehr und mehr an Gewicht gewinnen. Nicht für jedes Wort bzw. Ausdruck wird ein Link angebracht, auch wenn dies wie durchaus möglich ist - der Assoziations-Blaster weist z.B. eine sehr hohe Linkdichte auf. Die Entscheidung, wann eine Textstelle verlinkt wird, trifft der betreffende Webmaster, er entscheidet durch die Auswahl nicht nur, welche fremden Texte für den Leser interessant sein könnten, mit dem Linktext macht er auch eine Aussage über die verlinkte Seite. Mehr und mehr bekamen Links so auch die Funktion einer Empfehlung, und hierfür wurden auch die Linklisten geschaffen, bei denen es oft nur noch sekundär darum geht, Inhalte miteinander zu verbinden. Ein weiterer Aspekt, der hierbei in den Vordergrund tritt, ist die Verbundenheit unter befreundeten Webmastern, die ihre Seiten gegenseitig verlinken. Ziel ist es nicht mehr allein, dem Besucher den Sprung zu weiterführenden Inhalten zu ermöglichen, sondern auch sich gegenseitig Besucher zu verschaffen. Dieses Ziel ist durchaus legitim, denn in den Weiten des World Wide Web wird eine Webseite nur gefunden, wenn sie auch verlinkt ist. Nur sollten Links nicht völlig die eigenliche Funktionalität verlieren, dem Nutzer ein leichtes Navigieren zu weiterführenden Texten zu ermöglichen.

Der Kommerz hat längst Einzug ins Web gehalten, und auch die Funktionalität von Links weist mehr und mehr kommerzielle Züge auf. Links werden als Mittel eingesetzt, um Besucherströme zu lenken, und diese vor allem dorthin, wo die meisten Werbebanner lauern, also auf die Startseite einer Internetpräsenz. So sind Deeplinks auf Unterseiten unerwünscht, auch wenn sie für den Nutzer von Vorteil sind. Anstelle eines Direktlinks zur empfohlenen Textstelle bekommt dieser eine Beschreibung, auf welcher Unterseite sich die gewünschte Information befindet; ähnlich den Verweisen, wie wir sie vom guten alten Buch kennen - womit der Gewinn an Funktionalität, den die Entwicklung von Hypertexten mit sich brachte, zum Teil wieder verlorengeht.

Links sind zumindest im kommerziellen Bereich zu einer Art Währung des Webs geworden, der Wert einer Webseite wird gleichgesetzt mit der Linkpopularität, einem Faktor, den die Suchmaschine Google eingeführt hat, um die Relevanz von Webseiten zu ermitteln. Der Wert einer Seite, der sogenannte Pagerank, wird mittels eines Links auf andere Seiten vererbt. Bei Linkpartnerschaften, die den Zweck haben, den Wert der beteiligten Seiten gegenseitig zu erhöhen, wird besonders im kommerziellen Bereich darauf geachtet, dass die Partnerseite einen ausreichenden Pagerank hat. Nicht allein die Nutzbarkeit für den Internet-User steht im Vordergrund, sondern auch der Effekt, den sogenannte Backlinks für die Position der eigenen Seite in den Suchmaschinen haben. Der Linktext oder der Banner wird vom Linkpartner zudem oft vorgegeben, so dass man eigentlich kaum noch von einer Empfehlung sprechen kann, der Link hat vielmehr die Funktion von Werbung.

Nun kommt man als Webmaster nicht drum herum, für eine ausreichende Verlinkung der eigenen Webseite zu sorgen, wenn man möchte, dass diese in den Suchmaschinen gefunden wird - und Linkpartnerschaften sind meiner Meinung nach ein legitimes Mittel, um dafür Sorge zu tragen. Jedoch sollte man nicht alleine nach dem Pagerank einer potentiellen Partnerseite schielen, sondern auch darauf schauen, dass man dem Besucher der eigenen Webseite auch Links zu anderen interessanten Webseiten bietet - unabhängig davon, ob man einen Backlink erhält oder nicht. Denn gute Links mit Beschreibungen, die zum Stil der eigenen Seite passen, erhöhen deren Qualität und so laden sie nicht nur zum Verlassen der Webseite ein, sondern auch zum Wiederkommen.

Weitere Webnotiz zum Thema: Links: Empfehlungen oder Web-Währung?